Verschiedene Würfel- und Brettspiele liegen verstreut auf dem Tisch

Playful im öffentlichen Sektor – Warum in Amtsstuben mehr gespielt werden sollte

von Michel Knecht

 

Wieso benötigt der öffentliche Sektor mehr Playful?

In Zeiten von Fachkräftemangel, Mangel an Berufslernenden und auch teilweise unklaren gegenseitigen Vorstellungen von Führung, Visionen und Strategien wird es Zeit ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, um auch anschliessend zu wissen: Ziehen wir wirklich alle in die gleiche Richtung oder ziehen wir einzeln in ganz verschiedene Richtungen? Bereiche mit stark hierarchischer Aufbauorganisation kommen plötzlich an Grenzen, wenn die Ablauforganisation aufgrund von verschiedenen Weltereignissen plötzlich sehr agil werden soll. Der Nachwuchs möchte mehr mitgestalten und die Menschen kurz vor der Pensionierung möchten ihr Wissen bis zum letzten Tag noch einbringen können. Führungskräfte sind in der Entwicklung von Teams plötzlich viel mehr gefordert als je zuvor. Genau deshalb sollten wir andere Wege finden, um Menschen abzuholen, ihr Potenzial und ihre Ideen sichtbar zu machen und Teamarbeit auf Augenhöhe nicht nur in der Theorie zu predigen, sondern wirklich zu leben. Wenn wir es nicht schaffen diese neuen Wege zu finden, findet der Nachwuchs seinen eigenen Weg, jedoch führt der dann höchstwahrscheinlich nicht in den sicheren Hafen des öffentlichen Dienstes.

Was ist Playful?

Nein, wir sprechen nicht von Spieltagen und Jassturnieren, sondern von Methoden und Tools, die neues Denken spielerisch fördern, immer mit einer klaren und seriösen Zielsetzung. Mit einem ausgebildeten Facilitator folgen alle Kreativmethoden und -tools einem klar geführten und strukturierten Ablauf. Playful Business kann als Überbegriff verstanden werden, wie du Menschen spielerisch abholst und so ihr ganzes Potenzial für das Unternehmen sichtbar machst und es auch zukünftig einsetzt. Wieso sollte jemand aus den Finanzen keine guten kreativen Ideen haben betreffend der neuen Webseite? Nur, weil wir gedanklich in Schubladen denken? Viele dieser Methoden und Tools solltest du selbst 1:1 erleben, um die volle Wirkung zu spüren. Trotzdem möchte ich versuchen aufzuzeigen, mit welchen Methoden und Tools wir von Gemeinde-Support arbeiten und wo wir diese einsetzen.

Drei unterschiedliche Lego-Figuren

Lego® Serious Play

Wir brechen mit dieser Methode komplexe Themen mit den Lego®-Steinen so herunter, dass alle Beteiligten sich auf Augenhöhe treffen und Ideen gemeinsam entwickeln. Vereinfacht formuliert, bauen die Teilnehmenden Einzelmodelle zu gewissen Fragestellungen. Abhängig vom Auftrag entstehen im Laufe des Prozesses gemeinsame Modelle, bei denen auch gewisse Inhalte mit dem ganzen Team verhandelt werden müssen. Eine gemeinsam erarbeitete Lösung auf Augenhöhe, die von allen getragen wird, ist vielfach das Ziel. Die Prozessdauer schwankt in den meisten Fällen, natürlich abhängig von Auftrag und Gruppengrösse, zwischen vier und acht Stunden.
Anwendungsbereich: Vision, Strategie, Leitbilder, Teambuilding, Rekrutierung (beidseitig) und Raumgestaltung Schulen

Ein Playmobil-Hai

PLAYMOBIL®pro

Die Stärke dieses Kreativtools liegt ganz klar in der Konkretheit. Mit neutralen PLAYMOBIL®-Figuren und sehr viel Zubehör gelingt es einem Team z. B. von einem Prozess die Vogelperspektive einzunehmen. Sehr schnell steht der Prozess im Vordergrund und nicht die involvierten Personen. Plötzlich interessieren sich Menschen für den ganzen Prozess und das «Gärtli-/Silodenken» löst sich auf. Auch um die eigene Rolle im Unternehmen zu definieren und mit der Realität abzugleichen, eignet sich die Methode wunderbar. Jeder Gegenstand erhält im Zusammenhang eine Bedeutung und neutrale PLAYMOBIL®-Figuren erhalten teilweise Rollenzuteilungen. Die Prozessdauer schwankt, abhängig von Auftrag und Gruppengrösse, zwischen zwei und sechs Stunden.
Anwendungsbereich: Prozessoptimierung, Teamcoaching, Rollenklärung

Eine Duplo-Figur auf dem Motorrad

SixBricks

Einer meiner Favoriten. Weshalb? Weil der Einstieg in die Methode so niederschwellig ist, dass viele Teilnehmenden schon mittendrin sind, ohne es zu merken. Die sechs DUPLO®-Steine garantieren einen schnellen Einstieg in die Playful Welt und ins Thema. Wir können z. B. die Herausforderung der Kommunikation ganz schnell sichtbar machen. Auch im Bereich Teambuilding im Umfeld von sich ständig wechselnden Rahmenbedingungen eignet es sich hervorragend. Sechs DUPLO®-Steine, die so viel mehr über Teamkommunikation aussagen können als ein ganzer Tag Theorie. Die Prozessdauer beträgt in der Regel zwischen 10 min und einer Stunde.
Anwendungsbereich: Kommunikation, Teambuilding, Prozessoptimierung

Ausschnitt des Brain2Business small mit Würfeln und schwarzer Spielfigur

Brain2Business™

Wieso ich dieses Tool so mag? Weil es mich bewegt. Gerade die grosse Version (Spielmatte 2 x 2 m) bringt die Teilnehmenden an einem langen Workshoptag auch immer wieder in Bewegung. Mit Würfeln und verschiedenen Icons gelingt es immer wieder Menschen, die schon lange zusammenarbeiten, sich nochmals neu kennenzulernen. Mit verschiedenen Fragestellungen werden so z. B. Vorstellungsrunden viel kreativer, als du sie bisher kanntest. Auch zur Auflockerung innerhalb eines Workshops nutzen wir dieses Tool sehr gerne. Die Prozessdauer beträgt in der Regel zwischen 15 – 30 min.
Anwendungsbereich: Ideenentwicklung, Vorstellung, Feedback, Rekrutierung, Teambuilding

Natürlich existieren noch viel mehr Methoden und Tools, jedoch sind diese vier bei uns aufgrund des grossen Potenzials die am meisten verwendeten.

Playful ist in praktisch allen Geschäftsbereichen, mit allen Altersgruppen und in jedem Umfeld einsetzbar. Der Fachkräftemangel wurde bereits zum Personalmangel und der öffentliche Dienst wird sich in Zukunft noch viel mehr damit beschäftigen müssen Quer-, Wieder- und Neueinsteiger ins Boot des öffentlichen Dienstes zu holen. Die Zeiten, als jemand eingestellt wurde «nur» aufgrund seiner Fachkompetenzen, werden immer mehr der Vergangenheit angehören. Sozial- und Führungskompetenzen werden immer wichtiger und um diese abzuholen und abzustimmen mit dem Unternehmen, benötigt es andere Methoden als die bisherigen historisch entstandenen. Auch muss sich der öffentliche Dienst immer mehr bewusstwerden, dass die grossen Veränderungen, die noch anstehen, nicht nur von den Teams eingebracht und verlangt werden können, sondern die Unternehmensspitze auch als Vorreiter in Zusammenarbeit mit dem wichtigsten Kapital eines Unternehmen (dem Menschen) mutig vorausgeht.

Aus meiner Sicht ist der Playful-Ansatz ein erfolgversprechender Ansatz, um auf Augenhöhe quer durch alle hierarchischen Stufen an der Zukunft des öffentlichen Dienstes gemeinsam zu arbeiten.

Die Zeit schreitet voran und nur mit mutigen Entscheidungen entstehen neue Chancen.